Es hatte etwas von „Wimpernschlagfinale“ gegen die Wölfe aus Freiburg. Unsere Füchse entschieden Spiel 3 und somit die Pre-Playoff-Serie für sich und stehen, allen Unkenrufen zum Trotz, in den Playoffs. Damit haben sich die Füchse selbst ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk zum „90.“ gemacht; und was noch wichtiger ist: das Saisonziel erreicht. Der Weg dahin war allerdings sehr steinig und uneben. Von direkter Qualifikation für die Playoffs bis hin zur Playdown-Runde war fast bis zuletzt alles möglich. Doch Siege gegen Kassel, Kaufbeuren und Ravensburg in der Schlussphase der Hauptrunde brachten die Füchse dem Saisonziel letztlich immer näher. Wie aber dann unsere Oberlausitzer die Pre-Playoffs gespielt haben, das war schon beeindruckend. Schafften wir es während der Saison auch manchmal nur in 12 Spielen drei Tore zu schießen, so erzielten die Jungs um „Capitain Clarke“ nun in drei Spielen 12 Tore. Was war passiert? Nach dem 1:6 im ersten Spiel in Freiburg schien ein gewaltiger Ruck durch die Mannschaft gegangen zu sein. Ob da jemand mit der Faust auf den Tisch gehauen hat oder nach dem frühen Führungstreffer in Spiel zwei einfach nur der Druck weg war: Es ist nicht überliefert. „Wir haben Charakter gezeigt und wir haben weitergespielt“ sagte unser Trainer nach der Serie in der Pressekonferenz. Er sprach die Moral der Mannschaft an, die sich nach dem 0:1- Rückstand in der Serie nicht hängen ließ und sich weiter auf das große Ziel fokussierte.
Nun geht es gegen Kassel. Über die Huskies wurde in dieser Saison bereits viel geschrieben. Nicht nur, dass sie in überragender Manier die Hauptrunde gewannen, sie stellten erst den eigenen Punkterekord ein, um ihn dann um weitere sechs Punkte zu erhöhen. Bei 131 Zählern steht nun die Bestmarke, die wohl kaum noch überboten werden kann. 44 (!) Siege und nur acht Niederlagen standen am Ende zu Buche. Bemerkenswert dabei ist auch noch, dass es nur fünf Niederlagen nach regulärer Spielzeit waren. Was für eine Saison der Nordhessen. Dazu kommt ein Torverhältnis von plus 103. Die Torfabrik der Huskies lief also bis jetzt auf Hochtouren. ABER: Die Huskies konnten in der Hauptrunde nur eins von vier Spielen gegen unsere Füchse gewinnen. Oder anders: die Füchse verließen dreimal als Sieger das Eis. Das muss natürlich für die bevorstehende Serie nichts heißen. Und dennoch hat dieser Fakt etwas Besonderes an sich. Denn die Füchse sind als Tabellenzehnter tatsächlich die einzige Mannschaft, die das geschafft hat. So gehen also drei von den acht Niederlagen auf das Konto der Oberlausitzer. Und kein anderer Zweitligist konnte mehr als einmal gegen die Nordhessen einen Spielgewinn bejubeln. Nun wird Kassel deswegen nicht das große Zittern bekommen, aber es ist eine Warnung, die sie durchaus ernst nehmen. Huskies-Trainer Bo Subr ahnte es wohl schon beim letzten Aufeinandertreffen in Weißwasser: „Wenn wir uns in dieser Saison doch noch einmal treffen, werden wir uns besser vorbereiten“, so der Head-Coach der Blau-Weißen auf der Pressekonferenz nach der 2:4 Niederlage in der Oberlausitz. Da hört man doch schon eine Portion Respekt heraus, den sich die Füchse in den Partien gegen die Schlittenhunde durchaus erspielt haben. „Wir starten bei Null, insofern zählt nichts mehr, was in der Vergangenheit war. Es ist natürlich schön zu wissen, dass wir diese drei Siege in der Hauptrunde einfahren konnten und die Erfahrung, dass wir die Huskies schlagen können, sollte uns auch Selbstvertrauen geben. Wir wissen, dass wir nichts zu verlieren haben und werden unser Bestes geben. Wer weiß, in einer Best-of-seven-Serie kann alles passieren“, blickt Stürmer Louis Anders auf das Viertelfinale voraus. Und auch das Thema „Brusthaare“ ist noch eins: „Natürlich gibt uns das Weiterkommen gegen Freiburg einen zusätzlichen Schub – quasi noch mehr Brusthaare – und wir gehen optimistisch und selbstbewusst in die Serie gegen die Huskies“, schmunzelt unsere Nummer 14.
Diese Serie ist dann entschieden, wenn eine Mannschaft vier Siege geholt hat. Und viele der Fachleute sind sich einig, dass dafür mehr als vier Spiele nötig sein würden. Nun: Für die Lausitzer Füchse ist das, was jetzt kommt, Zugabe. Denn mit dem Klassenerhalt und dem Erreichen des Viertelfinales können die Väkiparta-Buben völlig unbeschwert aufspielen und den Favoriten nach Lust und Laune ärgern, wo auch immer es nur geht. Kassel hingegen, die im dritten Anlauf in Folge nun endlich den Weg in die DEL finden wollen, müssen gewinnen - ob nun nach vier, fünf, sechs oder auch erst sieben Spielen. Nach zwei verpatzten Finals hintereinander und der so souveränen Punkterunde haben die Nordhessen natürlich die besten Karten. Vielleicht aber können dieWeißwasseraner das eine oder andere As aus dem Ärmel zaubern und stechen. Wir lassen uns überraschen. Verteidiger Maximilian Adam bilanzierte die bisherigen Aufeinandertreffen mit dem Aufstiegsaspiranten übrigens – verschmitzt lächelnd – so: „Ich denke, dass sich Kassel gegen uns immer schwertut, weil wir da so gut defensiv stehen. Bei den Siegen lagen wir allerdings immer in Führung und mussten so nicht hinterherlaufen. Wahrscheinlich liegt es uns, wenn wir nicht so viel tun müssen.“