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Derbysieg und zwei Punkte

Þ17 November 2018, 08:15
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weisswasser
Lausitzer Füchse

Beim Stand von 0:0 nach der ersten Periode interviewte die charmante Eislöwen-Pressesprecherin Eva Wagner unseren Geschäftsführer Dirk Rohrbach – und entlockte ihm einen Tipp: „Ich denke, dass wir am Ende zwei Punkte mit nach Hause nehmen.“ Bingo! Klar, dass nach dem Sachsenduell in der Landeshauptstadt und vor dem Aufeinandertreffen mit den Roten Teufeln aus Bad Nauheim nur eine Frage interessiert: „Rohre – wie lauten für Samstag die Lottozahlen?“

Dabei hatte das Match in der EnergieVerbund Arena etwas von „Nachtigall, ich hör‘ dir trapsen…“ Wie schon in so vielen Matches zuvor starteten unsere Jungs wie die Feuerwehr. Der geneigte EHC-Fan rieb sich verdutzt die Augen: Gibt es tatsächlich kein morgen? Wie schon so häufig zuvor aber konnten die Neilson-Schützlinge die zuweilen drückende Überlegenheit nicht in eine Führung ummünzen. Wie schon zum Saisonauftakt geriet unsere Mannschaft auch heuer in Rückstand. Zum Glück waren es diesmal keine drei Gegentreffer, sondern nur einer. Wie schon mehrfach schraubten die Füchse das Energielevel im Schlussabschnitt nochmals nach oben. Und wie gehabt drehten unsere Cracks das Match noch – wie am ersten Spieltag mit dem Siegtor in der Overtime. Dass die zwei Zähler verdient waren, wird kaum jemand bestreiten wollen. Wie zuletzt aber schon wiederholt erlebt, machten sich die Weißwasseraner das Leben selbst unnötig schwer. Nicht der gewinnt, der schöner spielt. Es wird der siegen, der besser trifft. Bloß gut – das waren diesmal wir. Aber es schadet wirklich nicht, öfter den gegnerischen Kasten unter direkten Beschuss zu nehmen. Und es gehört nicht zu den Pflichten eines erprobten Eishockeycracks, die Scheibe aus dem Verteidigungsdrittel zu kombinieren. Einfach raus das Ding über die Blaue Linie erfüllt regelmäßig eher den Zweck.

Unsere Jungs waren jedenfalls von Beginn an wach und heiß auf‘s Eis. Auch wenn die ersten Minuten eher ein Abtasten waren, so nahm die Begegnung schnell Fahrt und Weißwasser viel Tempo auf. Ein Angriff nach dem anderen rollte in Richtung von Marco Eisenhut. Jener konnte sich über mangelnde Beschäftigung jedenfalls nicht beklagen. Im Gegensatz zu Maximilian Franzreb, der in den ersten zehn Minuten nicht ein einziges Mal eingreifen musste. Jake Ustorf setzte das erste Achtungszeichen für die Lausitzer Angriffsbemühungen in der dritten Minute. Sein Schuss aus Nahdistanz war aber für den Eislöwen-Keeper kein Problem. Zum ersten Mal richtig brenzlig für die Dresdner wurde es in der 4. Minute. Da musste Nick Huard für zwei Minuten wegen Haken pausieren. Überzahl Füchse, aber das ist und bleibt (vorerst) die Achillesferse der Mannschaft. Schön gespielt, aber kein Treffer, weil kaum geschossen, so das Fazit. Hinzu kam noch, dass nach 72 Sekunden gespieltem Powerplay auch noch Steve Hanusch in der Kühlbox Platz nehmen durfte und die Füchse ein fünf gegen drei nicht zu ihrem Vorteil nutzen konnten. Da gibt es noch viel Luft nach oben. Die beste Chance für die Unsrigen in dieser Phase hatte Jeff Hayes (6.), als er die Scheibe nach schönem Zuspiel von Jordan George aus guter Position über den Kasten zimmerte. Erst nach zehn Minuten fanden die Eislöwen besser ins Spiel, die bis dahin kaum aus ihrem Drittel kamen. Die Gäste schnürten sie regelrecht in deren Verteidigungszone ein. Nur ein Tor wollte den Unsrigen nicht gelingen. Dann war es Jordan Heywood, der sich mit einem Schüsschen an das Füchse-Tor heran tastete. Erst nach 11 Minuten gab es die erste wirklich gefährliche Aktion der Hausherren durch Nick Huard, aber auch sein Schuss landete in den Fängen von Maxi Franzreb. Jetzt bekamen die Dresdner das Momentum auf ihre Seite und kreierten Chancen. 11. Minute: Steve Hanusch kurvte durch das Lausitzer Drittel und vor das Tor von Franzreb, der spektakulär klärte. Gut, dass sein Fanghandschuh so groß ist und er so wachsam. In der 15. Minute musste Jordan George für zwei Minuten zuschauen. Das Überzahlspiel der Eislöwen war eigentlich durchschaubar. Aber ein Akteur, am langen Pfosten postiert, wischte mehrfach über das Hartgummiteil. Somit blieb die Unterzahl für die Füchse folgenlos, auch wenn Jordan Heywood kurz vor Ablauf der Strafe noch einmal Maximilian Franzreb, der freie Sicht hatte, prüfte. Als sich alle schon auf den Pausentee freuten, musste der Füchse Goalie gleich zwei Mal retten, weil Nick Huard unbedingt den ersten Treffer erzielen wollte. Aber "Franzi" hielt die Null.

In Durchgang zwei hatte Feodor Boiarchinov, der Ex-Eislöwe, die erste Möglichkeit für die Füchse. Er versuchte es mit dem alten Bauerntrick. Dann musste Vincent Hessler, der heute endlich mal wieder im Füchse-Leibchen auflaufen durfte, für zwei Minuten auf die Strafbank. Und die erste Reihe der Dresdner mit Knackstedt, Reed und Heywood sorgte für viel Wirbel. Es gab auch gute Chancen zur Führung, aber Maximilian Franzreb hielt seinen Kasten (noch) sauber. Und just in dem Moment als Vincent Hessler nach verbüßter Strafe auf Eis zurück kam, hatte er eine gute Chance, aber Marco Eisenhut stoppte seinen Schuss mit dem Schoner. Dirk Rohrbach sagte zwar im Pauseninterview bei Sprade TV, dass die Füchse möglichst dumme Strafen vermeiden sollten, aber scheinbar hatten sie da nicht zugehört. Denn wieder musste ein Fuchs aufs Sünderbänkchen (27.). Fabian Dietz erwischte es wegen Stockschlags. Zum Glück können die Füchse Unterzahl inzwischen ganz gut. Immerhin rangieren sie in dieser Spezialdisziplin auf Platz fünf in der Liga. Aus der numerischen Überzahl konnten die Eislöwen auch diesmal kein Kapital schlagen. Als Tim Knobloch für zwei Minuten zuschauen musste, vertändelte Jake Ustorf im eigenen Drittel die Scheibe und Steven Rupprich kam zu einer dicken Chance, den ersten Treffer zu erzielen – in Unterzahl - , aber Maximilian Franzreb bleib einmal mehr der Sieger. Danach hatte Steve Hanusch noch eine Riesenchance, scheiterte aber ebenfalls am Berliner Füchse-Schlussmann. In Überzahl folgte dann wieder eine gute Möglichkeit für Dresden. Feo Boiarchinov musste wegen Spielverzögerung temporär zuschauen. Da kombinierten die Hausherren über Harrison Reed, Jordan Knackstedt und Jordan Heywood, wobei Letztgenannter wieder an Maximilian Franzreb scheiterte. Anschließend setzten sich die Gastgeber kurzzeitig im Drittel der Gäste fest und Jake Ustorf verlor bei der Defensivarbeit seinen Stock, was sich als folgenschwer erweisen sollte, denn einen Ersatz bekam er so schnell nicht zu greifen. Jordan Heywood erkannte die Situation und zog von der Blauen Linie ab. Die Scheibe zischte zum 1:0 ins Netz (39.). Ustorf hatte halt keine Möglichkeit zum Eingreifen mehr und Maximilian Franzreb war ohne Abwehrchance. Beinahe hätte Steven Bär Sekunden vor der Sirene noch ausgeglichen. Sein Schuss strich ganz knapp am langen Pfosten vorbei.Somit ging es mit einer knappen Führung der Hausherren in die zweite Pause.

Zum letzten Drittel hatten sich die Füchse offenkundig sehr viel vorgenommen. Jedenfalls gaben sie ordentlich Gas und hatten durch David Kuchejda in der 42. Minute die erste Chance. Danach war es Jeff Hayes, der auf Zuspiel von Jordan George den Direktschuss nahm, aber Marco Eisenhut hielt glänzend mit der Stockhand. Kurz darauf erwischte es Harrison Reed (44.), der für zwei Minuten auf die Strafbank musste. Und diesmal – endlich, endlich – schlugen die Füchse zu. Genau zwölf Sekunden hatte es gedauert, bis der Puck zum hochverdienten Ausgleich im Eislöwen-Tornetz zappelte. Clarke Breitkreuz stand goldrichtig im Slot und fälschte einen Schuss von Chris Owens unhaltbar für den guten Marco Eisenhut ab. So hätte es eigentlich weitergehen sollen. Aber das Tor stachelte eher die Jungs aus Dresden an, wieder mehr Druck zu machen. Zwar blieben unsere Cracks immer Herr der Situation, aber Chancen hatten die Dresdner trotzdem, und dabei auch richtig gute. Erst scheiterte Jordan Knackstedt an Maximilian Franzreb und wenig später hatte Steve Hanusch den sicheren Führungstreffer auf der Kelle, aber sein Schussversuch auf das fast leere Tor ging einen Meter links daneben. Die Gastgeber wollten jetzt den Führungstreffer. Thomas Pielmeier (51.) verzog freistehend vor dem Füchse-Tor und Nick Huard (54.) konnte die Scheibe aus Nahdistanz ebenfalls nicht im Tor unterbringen. Jetzt gab es Chancen im Sekundentakt. Jordan George wurde nach einem Sololauf beimTorabschluss gerade noch so von Norman Zauner geblockt. Und im Gegenzug hielt Maxi Franzreb zwei Mal glänzend. In der 59. Minute sorgte Steve Saviano mit einer schönen Einzelaktion noch einmal für viel Unruhe vor dem Dresdner Tor und Chris Owens hatte gleich darauf aus Nahdistanz den Führungstreffer für die Füchse auf dem Schläger. Wieder parierte Marco Eisenhut bravurös. In der 60. Minute, als sich alle schon mit den Gedanken an eine Verlängerung anfreundeten, gab es die schlussendlich spielentscheidende Szene, als Jordan Knackstedt David Kuchejda foulte und noch eine Zwei-Minuten Strafe kassierte. Damit gingen die Eislöwen in Unterzahl in die Overtime. Und die dauerte genau 26 Sekunden. Dann holte Steve Saviano aus und verwandelte den Pass von Chris Owens direkt mit einem straffen Hammer zum entscheidenden 2:1 ins rechte obere Toreck. Damit holen sich die Füchse zwei wichtige Punkte im Derby beim Erzrivalen aus der Landeshauptstadt. Und das kann getrost gefeiert werden. Schließlich ist hier der Tabellenführer aus Ravensburg mit 0:4 untergegangen.

So wie auf dem Eis, so ging es auch auf den Rängen zu. Stimmungstechnisch verdienten sich die blau-gelben Schlachtenbummler jedenfalls mindestens zwei der drei Punkte. Zwar war die Spielstätte mit dem nun dichten Dach ausverkauft. Anfangs aber kamen die Anhänger der Einheimischen kaum zum Singen. Eher standen deren Münder staunend offen ob des Tempos, in dem die kapitänslosen Ostsachsen zu Werke gingen. Erst im Mittelabschnitt fanden die ESC-Fans offenbar Vertrauen in die Leistung der Ihren und wurden stimmgewaltiger. Den Schlussabschnitt dominierten dann wieder die „ESW, wir lieben dich“-Sänger. Jedenfalls verstummten die Sprechchöre, wonach alles außer Dresden „schei…“ sei. Da sage noch einer, Eishockey-Liebhaber seien nicht fair…

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