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Schiedsrichter sind auch ein Team

Nur mit Pfeife statt Schläger

Þ12 Juni 2025, 15:11
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Schiedsrichter sind auch ein Team
Foto: City-Press GmbH Bildagentur

Viele Jahre stand David Cespiva als Profispieler auf dem Eis – er war in der PENNY-DEL für Clubs wie die Adler Mannheim, die Nürnberg Ice Tigers oder die Krefeld Pinguine aktiv. Nun ist der 38-Jährige als Schiedsrichter im Einsatz – sein Debüt in der PENNY DEL gab er im Jahr 2023. Nebenbei engagiert sich der gelernte Sport- und Fitness-Kaufmann in einem Gesundheitszentrum.

David, wann kam bei dir die Überlegung, was du nach deiner Spielerkarriere machst? War dir schon früh klar, dass du Schiedsrichter werden möchtest?

David Cespiva: „Schon während meiner aktiven Zeit habe ich mir Gedanken darüber gemacht, was ich nach meiner Karriere machen möchte. Damals hatte ich ganz verschiedene Ideen im Kopf, aber noch nichts Konkretes. Bis ein Kumpel von mir gesagt hat, ‚du könntest doch Schiedsrichter werden‘. Und ich dachte mir, das könnte ich mir doch mal anschauen.“

„Wow, habe ich überhaupt Ahnung von Eishockey“?

Gab es einen Moment, in dem du gemerkt hast: „Das ist genau mein Ding“ – oder hast du dich erst einmal vorsichtig herangetastet?

David Cespiva: „Es war definitiv eine Art Ausprobieren. Ich bin zu einem Sommercamp gefahren, bei dem wir uns in den verschiedenen Bereichen des Schiedsrichterwesens ausprobieren konnten. Natürlich stand auch Regelkunde auf dem Plan – und da habe ich mir teilweise gedacht, ‚wow, habe ich überhaupt Ahnung von Eishockey?‘ (lacht). Da habe ich das Spiel noch einmal von einer ganz anderen Seite kennengelernt, und das hat mich neugierig gemacht.“

Was würdest du sagen, welche körperlichen und mentalen Voraussetzungen nötig sind, um in der höchsten deutschen Eishockey-Liga Schiedsrichter zu sein?

David Cespiva: „Man muss fit sein wie ein Spieler. Ich halte mein Trainingspensum hoch, um immer mein Bestes geben zu können. Mentale Stärke ist definitiv die zweite Säule. Als Schiedsrichter hast du viel Druck, musst vor Tausenden von Fans Entscheidungen treffen, und wenn eine Entscheidung mal nicht so ausfällt, wie es erwartet wird, kann es schon mal hitzig werden. Ich habe mit der Zeit gelernt, das auszublenden und mich ausschließlich auf das Spiel zu konzentrieren.“

Nimmt man Gegenwind irgendwann überhaupt nicht mehr wahr?

David Cespiva: „Das kommt auf den Moment an. Ich weiß, dass ich mein Bestes gegeben habe, wenn ich eine Entscheidung treffe. Natürlich gibt es immer Leute, die anderer Meinung sind, aber das ist normal. Wichtig ist, dass man selbst weiß, was man kann und sich nicht verunsichern lässt. Wir treffen unsere Entscheidungen so, dass wir zu einem fairen und sicheren Spiel beitragen.“

Denkst du, dass Schiedsrichter genug Anerkennung für ihre Arbeit bekommen?

David Cespiva: „Es kommt sehr darauf an, wo man ist. In höheren Ligen bekommt man mehr Respekt, das ist mir aufgefallen. Die Öffentlichkeit erkennt die Arbeit der Schiedsrichter schon größtenteils an. Aber oft wissen die Leute nicht, was alles dahinter steckt. Es ist eine harte Arbeit, die oft unterschätzt wird.“

Wie vereinbarst du das Schiedsrichter-Dasein mit deinem Berufs- und Privatleben?

David Cespiva: „Ich habe mein Leben komplett darauf abgestimmt. Ich plane meine Arbeit so, dass ich freitags nicht arbeite und so zu den Spielen fahren kann. In den letzten Monaten war ich freitags und sonntags im Einsatz, manchmal auch mitten in der Woche. Es ist eine gewisse Herausforderung, aber es macht auch viel Spaß.“

Ist Schiedsrichter-Sein auch eine Art Mannschaftssport?

David Cespiva: „Natürlich. Schiedsrichter ist man ja nicht alleine – wir sind vier Referees, die miteinander harmonieren müssen. Sobald wir in der Arena ankommen, treten wir als Team auf. Wenn wir in der Kabine sind, machen wir eine Besprechung, wie eine Mannschaft auch. Wir tauschen uns aus wie wir uns aufstellen wollen, um bestmöglich gemeinsam auf dem Eis abzuliefern.“ 

„Heute schäme ich mich dafür, wie ich mich damals als Spieler verhalten habe“

Wenn du an deine Zeit als aktiver Spieler zurückdenkst, wie fällt dein Blick heute auf die Schiedsrichter? Hat sich deine Meinung gegenüber Unparteiischen verändert?

David Cespiva: „Absolut. Früher war ich manchmal nicht so positiv im Umgang mit den Schiedsrichtern. Heute schäme ich mich ein wenig, wie ich mich damals verhalten habe. Da hätte ich definitiv netter oder auch verständnisvoller sein können. Ich erkenne jetzt, wie schwer die Arbeit ist, und habe großen Respekt davor.“

Was denkst du, was manche Spieler davon abhält eine spätere Karriere als Schiedsrichter anzustreben?

David Cespiva: „Vielleicht ist es einfach genau das fehlende Wissen, was es bedeutet Schiedsrichter zu sein. Dass es bedeutet, Spaß zu haben, ein Team zu sein und gemeinsam viel zu erleben. Wie gut es sich anfühlt, zusammen auch durch schwere Zeiten zu gehen und den Zusammenhalt bei hitzigen Spielen zu spüren. Das ist das, was mich am Ende überzeugt hat und noch heute überzeugt. Viele Spieler wissen vermutlich nicht, wieviel Spaß es macht diesen Job auszuüben.“

Wie gelingt es dir Neutralität zu wahren, wenn du bei deinen ehemaligen Vereinen oder Mitspielern eingesetzt wirst?

David Cespiva: „Das ist immer ein Riesenthema in der Presse und auch auf Social Media. Ich blende das komplett aus. Manchmal ist es sogar so, dass einen ehemalige Mitspieler am meisten angehen und emotionaler sind. Nach der Partie gibt man sich die Hand, der Spieler entschuldigt sich und man hakt das Ganze ab.“

Quelle:
Deutscher Eishockey Bund

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Sedcardsystem | MK1 v8.9.4 | RegNr. 18401 | use-media Œ
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