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Matchpucks für die Füchse

Þ25 März 2019, 16:50
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Lausitzer Füchse

Gänsehaut pur gab es heuer schon vor dem Spiel: Als der DEL2-Geschäftsführer René Rudorisch unseren Coach Corey Neilson als „Trainer des Jahres“ in der DEL2 auszeichnete, da tobte der Fuchsbau das erste Mal, die ausverkaufte Arena skandierte den Namen des Kanadiers und auch die Besucher auf den Sitzplätzen erhoben sich zu Ehren des „Oberfuchses“. Dann schnappte sich EHC-Geschäftsführer Dirk Rohrbach das Mikrofon und verkündete: „Der Trainer des Jahres wird auch in der kommenden Saison Coach der Lausitzer Füchse sein!“ In den ohrenbetäubenden Lärm mischten sich auch skeptische Blicke: Habe ich das gerade richtig verstanden? Ja, es kommt tatsächlich einer mittelprächtigen Sensation gleich, das Corey Neilson unserem EHC für ein weiteres Jahr zusagte. Seine Schützlinge starteten wie die Feuerwehr in Spiel vier. Aber die Partytime hielt nur bis zur 13. Minute an. Denn unsere Gäste entpuppten sich als willensstarke, schnelle, nie aufsteckende Mannschaft, die einem nach dem „sudden death“ in der Verlängerung fast ein wenig leid tun konnte. In Spiel eins dürfte es die umgekehrte Gefühlslage gegeben haben.

Ehe der Sekundenzeiger seine erste Umdrehung gemacht hatte, fanden sich schon zwei Cracks der Buron Joker auf der Strafbank wieder. Für 1:44 min. hatte unser Team doppelten Spielervorteil. Und der konnte genutzt werden. Nach einem Distanzschuss von Maximilian Adam hatte Clarke Breitkreuz sein Vollvisier bestens geschärft, stand goldrichtig und staubte nach 89 Sekunden zur frühen Führung ab. Und es kam schnell noch besser. Denn Cederic Schiemenz fasste sich ein Herz, nachdem Philipp de Paly hinter dem eigenen Tor die Scheibe her schenkte, zog vor das Gehäuse und netzte hoch im rechten Winkel ein (4.). Beinahe hätte Marius Schmidt den Vorsprung noch ausgebaut. Sein Rückhandschlenzer krachte an den rechten Außenpfosten (8.). Dann aber kamen die Gäste. Irgendwie verhallten die Warnschüsse von Alexander Thiel, der einen Rebound nach Stach-Fernschuss bekam, aber an unserem Hüter scheiterte (9.), sowie von Max Schmidle, der zweimal aus nächster Nähe die Klasse von Maximilian Franzreb anerkennen musste (12.), ungehört. Anschließend aber war es so weit. Der diesmal überragende Branden Gracel stand frei am langen Pfosten und nutzte eine Nachschussgelegenheit kompromisslos (13.). Jetzt war der ESV am Zuge und ließ nicht locker. Ganze 72 Sekunden nach dem 1:2 fiel der Ausgleich. Alexander Thiel schlenzte die Scheibe Richtung Tor, Maxi Franzreb musste prallen lassen und Jonas Wolter chippte hoch ein (14.). Sollte das Match jetzt komplett kippen? Wegen Spiels mit gefährlich hohem Stock bekam Philipp de Paly 2 + 2 Strafminuten. Und warum auch immer: Plötzlich können die Füchse Überzahl! Jeff Hayes brachte die Scheibe von Außen zu Clarke Breitkreuz, der „abfälschend einlenkte“ oder „einlenkend abfälschte“. Das sah einstudiert aus und brachte Blau-Gelb wieder in Vorhand (18.). Fast hätte das Vincent Hessler auch noch geschafft. Sein Abfälschversuch wurde von Stefan Vajs aber grandios pariert (19.). Mit einem knappen Füchse-Vorsprung ging es zum ersten Pausentee.

Auch im Mittelabschnitt wogte das Geschehen auf und ab. Ganz große Torchancen gab es zunächst kaum. Nur als Jeff Hayes den Puck im Slot bekam und direkt abzog, der lag unseren Schlachtenbummlern der Torschrei auf den Lippen. Doch irgendwie blieb das Spielgerät unter der rechten Matratze des weit aus dem Tor gekommenen ESV-Keepers klemmen (22.). Bemerkenswertes folgte, als sich die Viertelfinalisten mit vier gegen vier gegenüber standen. Für Blau-Gelb schickte Trainer Neilson Erik Hoffmann, Philip Kuschel, Cedric Schiemenz und Vincent Hessler in den Kampf. Das Quartett ist zusammen gerade 83 Jahre alt. „Mir macht es viel Spaß, junge, deutsche Cracks weiterzuentwickeln“, nannte unser Trainer einen Grund für seine Vertragsverlängerung. Und der Kanadier lebt diese Devise. Als die Ostsachsen dann in Unterzahl gerieten, war auch Erik Hoffmann auf dem Eis. Der konnte den Schräg-Hochschlenzer von Branden Gracel nicht verhindern. Und weil Jere Laaksonen wie angewurzelt im Blickfeld von „Franzi“ stand, konnte unser Hüter den Puck erst sehen, als der hinter ihm im Netz lag. Kaufbeuren war wieder da (28.) – und hatte die ganz dicke Möglichkeit zur Führung: Branden Gracel – vom Ausgleich offenbar euphorisiert – setzte zum langen Solo an, war auch schon um Maxi Franzreb herum, setzte den Puck aber an den Pfosten. Puuhhh (29.)… Danach gab es eher ungefährliche Schräg- und Fernschüsse, weil kein Team zu viel riskierte. Aber einen hatten die Oberlausitzer dann doch noch parat, nachdem Jordan George ein gutes Solo nicht in einen Treffer ummünzen konnte (37.): Charlie Jahnke legte zurück zu David Kuchejda, der quer zu Clarke Breitkreuz spielte. Unsere 71 brachte die Scheibe zurück in den Slot, wo Kuchejda die Kelle geparkt hatte. Vom Schlägerblatt des Deutsch-Tschechen zischte der Puck zwischen den Schonern von Stefan Vajs in die Maschen (38.). Wieder führte unser EHC. Und eigentlich musste Kapitän Anders Eriksson gleich noch nachlegen. Ganz frei aber verzog er um Zentimeter (40.).

Logisch, dass die Allgäuer vehement in das Schlussdrittel starteten. Aber unser Abwehrverbund stand richtig gut, hielt die Rot-Gelben auf außen. Was dennoch auf das Tor kam, fischte Maximilian Franzreb weg. Sein Gegenüber Stefan Vajs hatte dagegen Dusel, als Charlie Jahnke und David Kuchejda direkt vor ihm wirbelten, der Puck vor der Torlinie, nicht aber über diese hinweg tänzelte. Die Schlussphase begann mit einem Schuss aus 6 Metern von Philipp de Paly, der nicht angegriffen wurde, abziehen konnte, aber an Franzreb scheiterte (53.). Wenig später musste Branden Gracel nach einem hohen Arbeitsgerät auf die Strafbank. Und unsere Jungs arbeiteten die Scheibe wild entschlossen ins Tor. Im gefühlt zwölften Nachschuss brachte Anders Eriksson das Spielgerät da hin, wo es zählt (55.). Der Fuchsbau verkam zum Tollhaus. Das sollte es doch gewesen sein. War es aber nicht. Die diesmal und an sich überhaupt in allen Belangen gleichwertigen Gäste berappelten sich sofort. Ganze 50 Sekunden nach dem 5:3 sah Gracel den freien Sami Blomqvist, der umgehend per Direktschuss verkürzte (56.). Weil Steve Saviano seinen Alleingang mit Schuss am Tor vorbei vergab (57.), erreichte die Spannung ihren vorläufigen Höhepunkt. 93 Sekunden vor Ultimo nahm Gäste-Trainer Andreas Brockmann die Auszeit und Stefan Vajs vom Eis. Der Mut der Verzweifelung wurde belohnt. Weißwasser bekam den Puck nicht aus der Gefahrenzone, der Sami Blomqvist vor die Kelle fiel. Und der Top-Scorer knallte ihn „volle Kanne“ ins Gehäuse. Da waren noch 41 Sekunden zu spielen, die ohne Zählbares herunter tickten. Es ging in die Verlängerung.

Erinnerungen wurden wach an Spiel eins, als die Entscheidung erst in der dritten Overtime fiel. So lange dauerte es diesmal nicht. Allerdings roch es zunächst eher nach einem Gästetreffer. Denn Kaufbeuren spielte irgendwie „besser organisiert“. Die klarste Abschlussmöglichkeit hatte allerdings Vincent Hessler, der am langen Pfosten knapp verpasste (62.). Apropos Pfosten: Nun rückte das Torgestänge in den Mittelpunkt. Das rettete die Füchse nach einem tollen Gäste-Angriff, den Joey Lewis abschloss, aber eben nur an das Metall kanonierte (65.). Auf der anderen Seite zog Oliver Granz aus der Distanz ab – und es machte gleichfalls „pling“ (66.). Mit seinem nächsten Fernschussversuch traf unsere 77 Mitspieler Vincent Hessler am Arm. Die Scheibe fiel dem Geburtstagskind vom letzten Mittwoch vor den Schläger. Und der nun 21-Jährige erspähte die Lücke im kurzen Eck, zog ab und traf vom Innenpfosten zum Sieg. Derweil sich auf den Rängen Glücksseligkeit breit machte, bildete sich auf dem Eis eine blau-gelbe Jubeltraube.

Drei der vier Spiele bisher wurden mit nur einem Tor, zwei davon gar erst in der Verlängerung, entschieden. Viel „enger“ geht es kaum. Schaut man sich die Liste der bisherigen Torschützen an, dann wird deutlich, dass unser EHC einfach das schwerer ausrechenbare Team ist, die Buron Joker aber über eine exzellente erste Reihe verfügen, die nicht dauerhaft zu eliminieren ist. Mit nun 3:1 Siegen hat Weißwasser die Tür zum Halbfinaleinzug weit aufgestoßen. Allerdings: Der letzte Schritt sei immer der schwerste – besagt eine Sportlerweisheit. Mithin ist auch am kommenden Dienstag alle Konzentration und Leidenschaft gefragt, soll die Serie bereits an der Wertach entschieden werden.

Trainerstimmen

Andreas Brockmann: „Es ist schon hart, wenn du in der Overtime verlierst. Schaut man sich den Spielverlauf an, dann sind wir stark zurückgekommen, nachdem wir schnell mit zwei Toren hinten lagen. Nach dem 2:2 haben wir es versäumt, das Momentum auf unsere Seite zu holen und ein drittes Tor zu schiessen. Wenn du immer hinterher laufen musst, ist das problematisch. Aber meine Jungs haben unglaublichen Willen und starken Charakter bewiesen. Ich habe ihnen gesagt, dass man in den Playoffs viermal verlieren muss, um raus zu sein. Die Serie ist also noch lange nicht um.“

Corey Neilson: „Ich bin sehr froh über diesen Sieg. Die ersten beiden Spiele waren wir hervorragend. Im dritten Match war Kaufbeuren besser und unser Torwart hat uns gerettet. Heute war es ein ausgeglichenes Spiel mit vielen Fehlern auf beiden Seiten. Unser zweites Drittel war exzellent. Für die Zuschauer war es bestimmt ein Spektakel mit vielen Chancen auf beiden Seiten und tollen Paraden der Torhüter. Bei Kaufbeuren fehlen ein paar Schlüsselspieler. Für mich sind sie die zweitbeste Mannschaft nach Frankfurt.“

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