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Füchse können den Bock nicht umstoßen

Þ22 Januar 2020, 12:10
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Lausitzer Füchse
Lausitzer Füchse

Frei nach einer alten Fußballerweisheit könnte man heute auch titeln: „Hast du Schei.. am Schläger, hast du Schei.. am Schläger…“ Wenn sich der Bus mit der Mannschaft des Tabellenzweiten auf den langen Rückweg in den Schwarzwald macht, wird sich nicht nur der eine oder andere Freiburger Crack fragen: „Wie haben wir das Ding denn heute eigentlich gewonnen? Nun muss man sich für einen Spielgewinn sicher nicht entschuldigen. Aber wer Augenzeuge des Dienstagabend-Duells geworden ist, der hat erlebt, dass der Eishockey-Gott diesmal garantiert nicht Blau-Gelb gewandet war und unsere Jungs das verdienen würden, was ihnen am wenigsten hilft: Mitleid. Nach dieser Partie ohne Erfolgserlebnis da zustehen, wiegt schwer. Und unsere Füchse kämpften nicht nur gegen den Tabellenzweiten, sondern 50 Minuten auch gegen den Liebesentzug durch den Stimmungsblock.

Spielverlauf

Die Banner um 180 Grad verdreht aufgehängt, die Trommeln stumm, ab und an schüchterner Applaus – auf dem Hauptfriedhof von San Francisco herrscht garantiert mehr Leben, als heute im Fuchsbau. Selten konnte man Eishockey besser hören, als diesmal. So bekam man mit, wie unser Torhüter Mac Carruth lautstark seine Vorderleute dirigierte. Und die machten von Beginn an ein richtig gutes Spiel. Wenn man ein Manko ausgemacht haben will – und das darf auch in angespannter Situation kein dauerhafter Zustand bleiben – dann jenes, dass irgendwie der allerletzte Kick, der allerletzte Check oder die unbedingte Entschlossenheit beim Torabschluss fehlten. Dazu kam, dass die Gäste die wenigen Fehler unserer Akteure eiskalt und bitter bestraften, derweil die Ostsachsen aus den zahlreichen Breisgauer Geschenken viel zu wenig bis praktisch nichts machten. Insofern entbehrt dieser Bericht auch einer Vollständigkeit der unfassbar vielen Füchse-Torchancen. Erwähnt aber seien der Versuch von Clarke Breitkreuz direkt vor Wölfe-Schlussmann Ben Meisner (4.), ein Fünf-Meter-Fernschuss von Philip Kuschel knapp über das Torgestänge (9.) und ein schöner, verdeckter Schuss von Tomas Andres, der knapp flach am rechten Torpfosten vorbeizischte (12.). Zumindest in diesem Spielabschnitt brachten auch die Gäste ein paar Scheiben zum Drahtkäfig. Deren Versuche kamen aber fast alle aus entfernteren Halbpositionen und entpuppten sich für Torhüter Mac Carruth als leichte Beute. Und ganz plötzlich klingelte es im wahrsten Sinne des Wortes bei uns. Top-Scorer Luke Pither wurde nicht wirklich gestört, durfte sich ziemlich frei zum Schräghochschuss entscheiden und traf exakt mit Unterstützung des Torgestänges im langen Eck zur Führung. Die Weißwasseraner ließen sich nicht beirren, spielten weiter nach vorn und mussten anerkennen, dass Ben Meisner bei einer Direktabnahme von Robert Farmer unmittelbar nach einem Bully das obere Kreuzeck dicht hatte (15.). Zweimal sorgten dann die Angereisten für Aufsehen. Cam Spiro durfte bis vor unseren Torwart ziehen, der hielt. Der Nachschuss zischte zum Glück vorbei (17.). Und als es wieder klingelte (Pither am kurzen Eck an den Pfosten – 19.), ging das Spielgerät aber nicht in unser Tor. Auf der Gegenseite fiel Ben Meisner ein Kania-Fernschuss aus dem Fanghandschuh. Niemand staubte ab… (20.). So blieb es beim 0:1 zur ersten Pause.

Den Mittelabschnitt eröffnete Nicolas Strodel, der nach Reichel-Versuch den Nachschuss am Tor vorbei semmelte (23.). Alle vier Reihen kurbelten mächtig. Erst nach 25 Minuten gab es wieder etwas von den Schwarzwäldern zu berichten. Nach einem Scheibenverlust von Darcy Murphy in der gegnerischen Zone reichte ein langer Pass, um unsere Defensive zu überlisten. Niko Linsenmaier stiefelte auf und davon, kam aber an Carruth nicht vorbei. Weil ihn Jakub Kania beim Abschluss noch etwas behinderte, musste unsere 22 die erste Strafe des Spiels akzeptieren. Da war es erneut Linsenmaier, dessen Schrägschuss unser Goalie mit der Maske ins Nirvana lenkte. Dann kam sogar etwas Stimmung auf, weil die Unparteiischen – das aber eher selten – etwa so unglücklich agierten, wie unsere Mannschaft. Und dann fiel endlich, endlich der Ausgleich. Diesmal bekamen die Wölfe die Situation vor ihrem Heiligtum nicht geklärt, der Puck sprang zu Käpt’n Breitkreuz und der knallte volley rein. Spätestens jetzt entwickelte sich Einbahnstraßen-Eishockey. Brad Ross scheiterte aus zwei Metern an Meisner (28.), dann klappte Murphys Tip-in-Versuch nicht und im Nachsetzen verfehlte Breitkreuz am langen Pfosten (31.), bevor auch Thomas Reichel, herrlich freigespielt, verzog (34.). Ja, es gab auch einen Angriff der Russell-Schützlinge. Das blöde nur war: Der saß. Pither legte ab auf Chris Billich, der war am langen Pfosten vergessen worden und schoss uns wieder zurück. Anschließend feuerten unsere Jungs vehement auf das Tor der Wölfe, trafen aber nicht hinein – und hatten sogar noch Dusel, weil Mac Carruth Cam Spiros Schräg-Onetimer bravourös parierte. Immerhin insgesamt noch neun Torschüsse der Freiburger hatten die Statisten in der zweiten Periode gezählt.

Die letzten 20 Minuten spielten sich praktisch fast ausschließlich im Drittel des Teams von der Dreisam ab. Und weil die auswärtigen EHC-Cracks fast immer noch irgendwie einen Schläger dazwischen bekamen, war das Aufeinanderkrachen der Kellen das bestimmende Geräusch. Die Füchse rannten an, schafften aber selbst bei zwei Powerplays zu wenig Zwingendes. Spätestens Jordan George, von Joel Keussen prima bedient (56.), oder Brad Ross, der allerdings den Abschluss mit der Rückhand nehmen musste (58.), oder auch Feodor Boiarchinov, der vor dem leeren Tor über die Scheibe schlug (59.), hätten treffen müssen. Taten sie aber nicht! So brachte der (wohlgemerkt) zweite (!) Torschuss der Schwarzwälder im Schlussabschnitt vor 1.816 Besuchern das Empty-net-goal und die Spielentscheidung. Noch unverdienter kann man kaum verlieren. Bleibt zu hoffen, dass Trainer Corey Neilson seinen Akteuren die eine oder andere Hopfenkaltschale gestattete, um so eine Amnesie auszulösen. Denn dieses Match mit diesem Ausgang muss man ganz schnell vergessen, um nicht noch tiefer in den ohnehin sichtbaren Negativstrudel zu geraten.

Schlüsselszene

Das 2:1 der Gäste aus dem Nichts stellte den Spielverlauf auf den Kopf und unsere Mannschaft, die vor Selbstvertrauen momentan gar nicht strotzen kann, vor eine diesmal unlösbare Aufgabe.

Konterkariert

Nach 50-minütigem Stimmungsboykott stimmten die Füchse-Hardcorefans beim Stand von 1:3 plötzlich „ESW wir lieben dich“, an. Man kann trefflich darüber streiten, ob derartige „schweigende Spieler-Bestrafung“ in einer prekären Situation wie jener, in die sich unsere Mannschaft natürlich selbst manövriert hat, wirklich sinnvoll ist. „Geliebt“ brauchten sich die Oberlausitzer heute jedenfalls garantiert nicht fühlen; erst recht nicht, als die Partie noch eng war.

Schutzpatron

Hauptschiedsrichter Göran Noeller avancierte zum „Schutzpatron“ von Freiburgs Cam Spiro. Der hatte in Minute 53 vor dem Carruth-Tor seinen Mundschutz verloren, den unser Keeper auf seine Kelle geladen und zur Entgegennahme bereitgehalten hatte. Noeller zwang den Wölfe-Vize-Top-Scorer regelrecht dazu, sich das Kautschuk-Teil abzuholen.

Handmaler

Linienrichter Lukas Stöber dürfte am Abend beim Händewaschen deutlich länger als sonst benötigt haben. Egal ob Icing oder angezeigte Strafe: Der Gestreifte notierte alles, was wichtig war, mit Kugelschreiber auf seinem Handteller und beugte so Wechsel-Regelverstößen vor.

Denkpause?

Verteidiger Mychal Monteith verfolgte das Spiel von der Tribüne. Dass er verletzt gewesen sei, war nirgends in Erfahrung zu bringen.

Der Top-Spieler: Luke Pither

Viel zu bieten hatten die Gäste ja nicht. Aber immer dann, wenn es gefährlich wurde, hatte der Wölfe-Top-Scorer die Kelle im Spiel. Das Führungstor geschossen, den Gamewinner aufgelegt – Pither zeigte auch sonst seine Klasse.

Die Trainerstimmen

Peter Russell: „Wir haben nicht wie am Freitag zu Hause gespielt. Wir hatten ein schweres Spiel am Sonntag. Und dann war es auch eine lange Busreise. Wir haben gut verteidigt und den besten Torwart der Liga, Die Verteidigung hat gut gestanden und die Rebounds gut genommen. Und auch wenn uns die Füchse heute immer wieder in der Abwehr vor Probleme gestellt haben, so haben wir heute eine richtig gute Leistung gezeigt.“

Corey Neilson: „Das war heute ein gutes Spiel von uns. Wir hatten auch in der Schussstatistik die Nase vorn aber Freiburg hat hart verteidigt. Wir haben heute gut gearbeitet, viel Willen und Leistung gezeigt, physisch waren wir präsent auf dem Eis. Wir haben viele gute Dinge getan, dann gab es aber einerseits den sehr guten Torhüter, der vieles verhindert hat und andererseits haben unsere Spieler eben wieder Fehler gemacht. Und wenn solche Fehler gemacht werden, dann findet Freiburg auch einen Weg zu gewinnen.“

Die Statistik:

0:1 (13.) Luke Pither ( Scott Allen , Marvin Neher ), 1:1 (28.) Clarke Breitkreuz ( Julius Karrer , Darcy Murphy ), 1:2 (35.) Christian Billich ( Scott Allen , Luke Pither ), 1:3 (60.) Cam Spiro ( Christian Billich , Marc Wittfoth EN EQ )

Strafminuten: 2 - 4

Schiedsrichter: Karsten Lenhart, Göran Noeller

Zuschauer: 1816

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