Mit 2:3 (1:0, 1:2, 1:1) verloren die Roten Teufel vom EC Bad Nauheim heute Abend das vorgezogene Punktspiel des 50. DEL2-Spieltages beim ESV Kaufbeuren. Erneut waren die Hessen dem Gegner mehr als nur ebenbürtig und führten sogar verdient mit 1:0. Doch zahlreiche Torschüsse (Schussverhältnis am Ende 26:25 für die Hessen) fanden vor allem im zweiten Drittel nicht den Weg ins gegnerische Tor, während man selber kuriose Gegentreffer kassierte. "Es war halt so wie immer: wie fangen gut an, haben die Chance mit ein bißchen Glück auf 2:0 und vielleicht 3:0 zu erhöhen und dann kassieren wir diese Gegentore", sagte EC-Coach Petri Kujala nach dem Spiel. "Wenn es schlecht läuft, dann läuft es halt richtig schlecht, aber wir haben dennoch gut gearbeitet und uns viele Chancen herausgespielt. Kaufbeuren hat uns nach nach dem 3:1 aber nicht mehr viele Möglichkeiten gegeben zurückzukommen. Nun müssen wir Freitag einfach weitermachen", so der Finne.
Bei den Gästen nahm Petri Kujala nach dem Null-Punkte-Wochenende einen Wechsel im Angriff vor: Dominik Meisinger und Andreas Pauli tauschten ihre Reihen, während in der Verteidigung Joel Johansson als fünfter Ausländer zuhause blieb, so dass Mikko Rämö erneut im Tor stand. Zudem spielte Nicklas Mannes in der Abwehr und Marius Erk stand als siebter Verteidiger zur Verfügung. Die Hessen begannen forsch und mit Zug zum gegnerischen Gehäuse, wo bei Stefan Vajs - dem aktuell statistisch besten Goalie der DEL2 - jedoch Endstation war. Kaufbeuren fand - auch bedingt durch das gute Stellungsspiel der Roten Teufel - nur schwer ins Match, bekam dann aber durch zwei Strafen gegen die Kurstädter mehr Platz zum Schießen. Mikko Rämö musste allerdings nur zwei Mal eingreifen, denn die Box der Hessen war sehr beweglich und stand somit bestens. In der Folgezeit verflachte das Match ein wenig, es war viel Stückwerk auf beiden Seiten dabei. Dann die 13. Minute: nach einem Zusammenprall im gegnerischen Drittel mit Sebastian Osterloh musste Bad Nauheims Goldhelm Andreas Pauli verletzt in die Kabine und kam auch nicht mehr ins Match zurück (wurde ins Krankenhaus zur Untersuchung gefahren). Es gab Bully vor dem Kaufbeurer Tor, nach dessen Gewinn nahm sich Eugen Alanov ein Herz mit einem Drehschuss über die Stockhand von Vajs hinweg zur 1:0-Führung. Der ESVK war merklich geschockt, während die Gäste nachsetzten. Mit gutem Forechecking der Wetterauer kamen die Bayern so gut wie nicht zur Entfaltung und mit ein wenig mehr Schussglück hätte Sarault die einzige Powerplay-Möglichkeit der Gäste vor der ersten Pause zum Ausbau der Führung nutzen können, so ging es aber erstmal mit dem 0:1 in die Kabinen.
Die Gäste starteten in den zweiten Abschnitt weiterhin in Überzahl und hatten durch Kranjc und zwei Mal Meisinger Riesengelegenheiten auf das zweite Tor, doch Vajs war bei allen drei Schüssen in höchster Not zur Stelle und machte in dieser Situation den Unterschied aus. Lascheit und Pauker im Wechsel rückten für Pauli fortan in den dritten Block, so dass Petri Kujala seine vierte Reihe auflöste. Man machte ordentlich Druck in Richtung ESVK-Tor, aber auch Charlie Sarault schaffte es in der 25. Minute nicht, im Slot stehend an Vajs vorbeizukommen. Kaufbeuren hatte nur im Powerplay nach einer fragwürdigen Strafe gegen Kranjc Torschüsse vorzuweisen, die Strafzeit war gerade abgelaufen, da traf Michael Fröhlich für die Bayern mit einem Handgelenkschuss wie aus dem Nichts zum 1:1-Ausgleich. Bad Nauheim zeigte sich nicht geschockt und wollte das Heft wieder in die Hand nehmen, da prallte Charlie Sarault mit Marcus Götz im Aufbauspiel zusammen, was Fröhlich als lachender Dritter mit einem Alleingang auf Rämö zur Kaufbeurer Führung nutzte (31.). Innerhalb von nicht ganz drei Minuten drehten die Hausherren also das Resultat trotz eines bis dahin durchschnittlichen Auftritts vor eigenem Publikum - auch Dank der Mithilfe der Hessen. Diese mussten nun mehr riskieren, so dass sich ein interessantes und phasenweise offenes Match entwickelte. Es ergaben sich einige Torszenen, wobei die Pfostenschüsse von Dineen (33.) und Kaufbeurens Topscorer Gracel (34.) sicherlich die Highlights waren. Aber auch sonst bekamen die Goalies einiges an Arbeit zu tun, denn beide Teams klappten das Visier hoch und kannten nur eine Richtung. Die Torsteher hielten ihre Kästen aber sauber, so dass es für die Roten Teufel nach 40 Minuten galt, einen Rückstand im letzten Drittel aufzuholen.
Und die Gäste waren drauf und dran, dieses Ziel zu erreichen: Krestan und Serault (42.) sowie Meisinger nach feinem Pass von Frosch (47.) fanden jedoch erneut in Vajs ihren Meister, der eine souveräne Partie ablieferte. Wenn man vorne die Tore nicht macht, wird es zumeist hinten bestraft. Diese Tatsache zieht sich bei den Roten Teufeln nun schon seit einigen Wochen wie ein ebenso roter Faden durch die Partien und es sollte auch heute wieder so kommen: in Überzahl zog Blomqvist einfach mal durch Freund und Feind hindurch ab, das Hartgummi wurde zu einer Bogenlampe abgefälscht, was der Ex-Nauheimer Daniel Oppolzer mit der 3:1-Vorentscheidung zu nutzen wusste, indem er den Puck nur noch über die Linie drücken brauchte. Dieses Schussglück fehlt den Hessen derzeit in jeder Hinsicht, der Einsatz und die Laufbereitschaft war ihnen zu keiner Zeit abzusprechen. Bis zum 1:1-Ausgleich war man sogar das bessere Team, so aber lief man erneut zwei Toren Rückstand hinterher. Kaufbeuren verteidigte mit nur vier nominellen Abwehrspielern souverän, der Anschlusstreffer durch Sarault man 35 Sekunden vor dem Ende einfach zu spät.
"Man hat gesehen, dass die letzten Spiele viel Kraft gekostet haben", sagte Kaufbeurens Trainer Andreas Brockmann nach dem Spiel. "Wir sind gegen einen sehr gut organisierten Gegner nur schwer ins Spiel gekommen, der 0:1-Rückstand ging da auch in Ordnung. Wir haben aber das nötige Selbstvertrauen und die Energie für 60 Minuten, was sich auch heute wieder ausgezahlt hat."
Am Freitag gastieren die Eispiraten Crimmitschau im Bad Nauheimer Colonel-Knight-Stadion (19.30 Uhr) zum nächsten Spiel in der DEL2. Angesichts von weiterhin sechs Punkten Rückstand auf einen Pre-Playoffplatz bei nun mehr zwei mehr absolvierten Spielen darf man sich definitiv keinen Ausrutscher in dem Match gegen den Tabellenletzten erlaubfen, um sich die Minimalchance zu wahren.
ESV Kaufbeuren - EC Bad Nauheim 3:2 (0:1, 2:1, 1:1)
Tore:
0:1 (12:34) Alanov (Sarault, Krestan)
1:1 (27:33) Fröhlich (Woidtke, Schmidle)
2:1 (30:17) Fröhlich
3:1 (48:07) Oppolzer (Blomqvist, Schütz) PP1
3:2 (59:35) Sarault (Krestan, Alanov)
Strafminuten: ESVK 8 / ECN 12
Zuschauer: 1.387
eishockey.net / PM Bad Nauheim
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