Dass er es nicht versucht hätte, konnte man Mikko Rantanen nicht vorwerfen. Siebenmal zog der Stürmer der Colorado Avalanche ab, dreimal wurden seine Schüsse geblockt, zweimal verfehlte er das Ziel und weitere zweimal war für ihn der Deutsche Schlussmann Thomas Greiss von den New York Islanders die Endstation. Für Rantanen war es zum Haare raufen, doch am Montagabend im Pepsi Center lief es bei den Avalanche einfach nicht rund. Ein Powerplaytreffer ohne Beteiligung von Rantanen sprang für das Team mit dem ligaweit besten Scorer heraus. Die Begegnung ging mit 1:4 verloren.
39 Tage war es her gewesen, dass zuletzt ein Torwart in einem Spiel gegen Colorado keinen Gegentreffer hinnehmen musste, an dem sich nicht Rantanen beteiligt hatte. Am 9. November bezwangen die Winnipeg Jets mit Connor Helleybuck im Tor ihre Gäste aus Denver mit 5:2.
Zu diesem Zeitpunkt dachte noch niemand daran, dass Colorados junger Finne zwei Tage später eine Serie startet, die 14 Auftritte lang bis Mitte Dezember anhalten würde, während der ihm acht Tore und 19 Assists gelingen sollten und die nun ihr Ende fand.
Nur zwei Spieler in der Geschichte der Avalanche seit ihrem Umzug in die Mile High City zur Spielzeit 1995/96 schafften eine längere Punkteserie als Rantanen. Paul Stastny mit 20 Spielen in der Saison 2006/07 und mit 16 Partien Alex Tanguay in 2002/03.
Rantanen grämte sich am Montag weniger über das Ende seiner persönlichen Erfolgsserie, denn über die Niederlage. "Ja, das war schon eine lange Zeit. Meine Teamkollegen haben mir dabei geholfen, wie ich in jedem Interview erwähnte. Die gesamte Mannschaft hat geholfen. Ich denke da nicht lange darüber nach. Es stehen noch so viele Spiele aus und unser Ziel ist es, unter den ersten Drei in der Central Division zu bleiben und uns damit für die Playoffs zu qualifizieren."
Ein Spiel ohne eigenen Scorerpunkt ist für einen Stürmer, der einen solchen Lauf hat wie Rantanen, keine große Sache. Er weiß, was er kann, wie er in dieser Saison schon mehrfach unter Beweis gestellt hat. Nur einmal passierte es ihm, dass er zwei Spiele hintereinander nicht punktete (7. und 9. November). Auf die weiteren drei Partien, in denen er nichts Zählbares für sich verbuchen konnte, antwortete er mit einem 4-Punkte- und zwei 3-Punkte-Auftritte am 26. Oktober sowie am 2. und 18. November. Sollte er das weiterhin so beibehalten, dann darf sich am Mittwoch der nächste Gegner der Avalanche, die Montreal Canadiens, warm anziehen.
Topscorer lassen sich nicht aus der Bahn werfen, wenn sie einmal hinter den Erwartungen geblieben sind, die ohnehin meist von außen an sie herangetragen werden. Das Ende einer Serie birgt immer die Chance eines Neuanfangs in sich.
In der laufenden Saison endete für neun weitere Spieler eine Punkteserie, die sich über mindestens zehn Partien hingezogen hatte. Die längste davon legte Linksaußen Mike Hoffmann von den Florida Panthers vom 13. Oktober bis zum 21. November hin (17 Spiele, 10 Tore, 10 Assists). Drei Tage danach startete er einen neuen Anlauf: Fünf Tore und sechs Vorlagen in den folgenden zehn Partien waren seine Ausbeute.
Hoffmans Teamkollege Evgenii Dadonov punktete regelmäßig zwischen dem 16. Oktober und 13. November (12 Spiele, 7 Tore, 7 Assists). Nachdem sein Streak am 15. November in Columbus endete, brachte es der 29-jährige Russe auf sechs Tore und sieben Assists in 15 Spielen.
Rantanens Landsmann Sebastian Aho erwischte einen Traumstart, als er zum Saisonauftakt in zwölf Spielen hintereinander unter den Scorern zu finden war (4 Tore, 13 Assists). Es wäre vermessen von einem Durchhänger bei dem 21-Jährigen zu sprechen, nachdem ihm ab dem 8. November acht Treffer und neun Assists geglückt sind - acht Scorerpunkte hiervon in seinen jüngsten fünf Auftritten.
Die Liste lässt sich noch weiter fortsetzen mit Cam Atkinson (10.11.-6.12., 12 Spiele, 13 Tore, 7 Assists) von den Columbus Blue Jackets, einem Nikita Kucherov (15.11.-3.12., 10 Spiele, 5 Tore, 19 Assists) von den Tampa Bay Lightning, mit einem Blake Wheeler (18.10.-14.11., 11 Spiele, 2 Tore, 18 Assists) von den Winnipeg Jets oder Mikael Granlund (13.10.-3.11., 10 Spiele, 6 Tore, 7 Assists) von den Minnesota Wild. Keiner von ihnen fiel in ein tiefes Loch, nur weil er seinen Punkte-Streak nicht fortsetzen konnte.
Allesamt sind sie Ausnahmekönner, die nicht plötzlich das Torschießen verlernen, weil in einer Partie für sie einmal nichts herausgesprungen ist. Bei allen liegt der Punkteschnitt pro Spiel über 1,0 und ohnehin steht für sie der Mannschaftserfolg vor dem eigenen.
Jedes Ende birgt die Chance eines Neuanfangs in sich und diese nutzen sie durchgehend.