Wenn Connor McDavid und Leon Draisaitl nicht als Scorer in Erscheinung treten, haben die Edmonton Oilers ein Problem. Am Dienstagabend beim 1:4 im Rogers Place gegen die St. Louis Blues gingen beide zum dritten Mal in dieser Saison leer aus, wenn sie zusammen auf dem Eis standen, und zum dritten Mal setzte es eine Niederlage. Noch deutlicher wird das Dilemma, wenn man das Torverhältnis aus diesen drei Begegnungen für die Analyse heranzieht. 2:11 lautet es aus Sicht der Oilers. Um den angestrebten Platz in den Stanley Cup Playoffs zu erreichen, müssen die Angriffsformationen hinter der Top-Reihe ihre Punkteproduktion dringend steigern.
Wie gravierend das Leistungsgefälle in der Abteilung Attacke ist, zeigt ein Blick auf die teaminterne Scorerwertung. Kapitän McDavid führt die Liste mit 49 Punkten aus 34 Einsätzen an. Er erzielte 19 Tore und lieferte 30 Vorlagen. Auf Platz 2 folgt Draisaitl, der einen Auftritt mehr absolvierte und 42 Zähler sammelte. Der Kölner schoss 16 Tore und bereitete 26 Treffer vor. Zu Rang 3 klafft bereits eine ansehnliche Lücke. Dort steht Ryan Nugent-Hopkins, der Center der zweiten Sturmreihe, mit 31 Punkten (11 Tore, 20 Assists). Vierter ist Alex Chiasson, der zusammen mit McDavid und Draisaitl die Top-Reihe bildet. Für ihn stehen 19 Punkte (15 Tore, 4 Vorlagen) zu Buche. Alle anderen Offensivkräfte haben maximal 13 Punkte auf ihren Scorerkonto. Zu ihnen zählt auch Tobias Rieder, der es auf sieben Assists in 22 Partien brachte. Ein Torerfolg ist dem Landshuter in dieser Spielzeit bisher verwehrt geblieben.
Für McDavid ging bei der Niederlage gegen die Blues eine ansehnliche Serie zu Ende. Zuvor hatte er in neun Spielen in Folge gepunktet. 16 Zähler betrug seine Ausbeute in dieser Phase. Draisaitl blieb gegen St. Louis im zweiten Match hintereinander ohne Eintrag auf dem Spielberichtsbogen in den Rubriken Torschütze oder Vorlagengeber.
Für Edmontons Spielführer lag der Grund für die zweite Niederlage seit Sonntag auf der Hand. "Wir waren nicht bissig genug. Wir hatten fünf Überzahlspiele und konnten keines davon nutzen. Das ist einfach schwach", konstatierte er im Anschluss an die unbefriedigende Vorstellung.
Stürmerkollege Milan Lucic pflichtete ihm bei. "Wir waren insgesamt zu passiv und haben uns zu wenig Chancen herausgespielt", meinte der Linksaußen. Er gehört zu den Enttäuschungen in dieser Saison. Beim Eröffnungsspiel der Oilers gegen die New Jersey Devils in Göteborg war das noch nicht absehbar. Bei der 2:5-Niederlage zeichnete er für Edmontons Premierentor 2018/19 verantwortlich und war mit einem Assist am zweiten Treffer beteiligt. Kein einziges Mal konnte er seitdem einen eigenen Torerfolg bejubeln. Sage und schreibe 34 Spiele dauert seine Ladehemmung inzwischen an. Auch als Vorlagenlieferant trat er nach seiner Galavorstellung bei der NHL Global Series nicht mehr nennenswert in Erscheinung. Alles in allem sechs Assists sind für ihn nach 35 Einsätzen verzeichnet.
Oilers-Trainer Ken Hitchcock zeigte sich nach der Pleite gegen die Blues ziemlich zerknirscht. Für ihn war es die erste Heimniederlage, seit er im November das Kommando übernommen hatte. "Wir haben das Spiel im zweiten Drittel verloren. Die Special Teams und unser Powerplay waren nicht überzeugend. Darüber hinaus lahmte unser Spiel auf den Flügeln", lautete seine Einschätzung, weshalb seine Mannschaft zwei Punkte gegen den Konkurrenten aus der Western Conference liegen gelassen hat.
Besonders bitter für Edmonton: Mit Patrick Maroon und David Perron trafen ausgerechnet zwei ehemalige Oilers-Angreifer für die Blues. Maroon stand von 2016 bis Februar 2018 in Diensten der Kanadier, Perron von 2013 bis 2015. Ihr erfolgreiches Offensivspiel hätte den Einheimischen am Dienstagabend gut zu Gesicht gestanden.
Durch die verlorenen Begegnungen gegen die Vancouver Canucks (2:4) und die Blues fielen die Oilers in der Pacific Division auf den fünften Platz zurück. Der Rückstand auf die drittplatzierten Anaheim Ducks beträgt vier Punkte. Allerdings hat Edmonton ein Spiel weniger ausgetragen als der Rivale aus Kalifornien.
Im letzten Duell vor der Weihnachtspause wartet eine schwere Aufgabe auf die Oilers. Mit den Tampa Bay Lightning gibt am Samstag der souveräne Spitzenreiter der NHL seine Visitenkarte im Rogers Place ab. Das Team aus Florida hat im Verlauf der Hauptrunde mit 143 Treffern einen enormen Torhunger an den Tag gelegt. Im Gegensatz zu den Oilers zählen die Lightning zu jenen Teams, die über mehr als zwei Elitestürmer verfügen. Die Fans dürfen sich daher auf ein Spektakel freuen.