Als die 60 Minuten vorüber waren, kamen sie alle auf ihn zu, gratulierten ihn und gaben ihm einen leichten Klaps auf die Maske. 60 Minuten, in denen er voll gefordert wurde, in denen er sich auf die Knie warf, in denen er immer versuchte, den Puck im Auge zu behalten und Großchancen des Gegners zu vereiteln. 60 Minuten, in denen er sich keinen Patzer erlaubte.
Gut 4000 Kilometer von der Heimat entfernt, in der Gila River Arena von Glendale, war Carey Price im dritten Anlauf dieser eine Sieg gelungen, der ihm noch gefehlt hatte. Die Montreal Canadiens bezwangen nicht zuletzt dank seiner 36 Rettungstaten die Arizona Coyotes mit 2:1, was dem Schlussmann seinen 300. NHL-Sieg bescherte.
587 Spiele hat der 31-jährige Kanadier hierfür benötigt. 587 Partien über elf Spielzeiten seit 2007/08, in denen er Höhepunkte erlebte, wie den Einzug in das Eastern Conference Finale 2014 oder den Gewinn der Vezina Trophy, Hart Memorial Trophy, William M. Jennings Trophy sowie des Ted Lindsay Award im Anschluss an die Saison 2014/15.
"Ich bin selbstverständlich sehr stolz darauf. Es war ein langer Weg bis zu diesem Punkt, doch es ist noch lange nicht vorbei", sagte Price im Anschluss an den Erfolg, durch den er als 35. Spieler in der Geschichte der NHL die 300er-Marke erreichte.
Canadiens Stürmer Max Domi machte keinen Hehl daraus, wie sehr er seinen Teamkollegen schätzt: "Das ist ein wichtiger Meilenstein für ihn. Er ist mit Abstand der beste Torwart weltweit und wir können glücklich sein, dass wir ihn haben. Ich freue mich für ihn."
Nur wenige Spieler schaffen es, in den Annalen des geschichtsträchtigsten und erfolgreichsten NHL-Klubs Erwähnung zu finden. In Montreal vergöttert man seine Helden. In Bronze gegossen stehen sie auf dem Centennial Plaza vor dem Bell Centre in Reih und Glied - ein Howie Morenz, ein Maurice 'Rocket' Richard, ein Jean Beliveau und ein Guy Lafleur. Gedenktafeln erinnern an die 24 Stanley Cup Championships der Canadiens und weitere 15 an jene Spieler, deren Trikotnummern in Montreal nicht mehr vergeben werden.
Mit der '1' von Jacques Plante (1952-63), der '29' von Ken Dryden (1970-79) und der '33' von Patrick Roy (1984-95) sind dabei auch drei Torhüter vertreten, die in der letzten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts den Canadiens zu 14 Meisterschaften verhalfen.
Seit der Saison 1917/18 standen bei den Canadiens 80 verschiedene Keeper im Kasten. Bei manchen, wie bei Don Aiken am 13. März 1958 im Spiel gegen die Boston Bruins, blieb es bei einem Kurzeinsatz von gut 33 Minuten, in denen er sechs Gegentore kassierte. Was auch wenig verwunderte, denn Aiken war als Trainings-Goalie der Bruins für Montreals Stammtorwart Plante eingesprungen, der sich im zweiten Drittel verletzt hatte.
Von den 80 Torleuten bleibt ein Dutzend übrig, das mehr als 200 Spiele für die Canadiens bestritten hat, sieben brachten es auf mehr als 300 und nur drei auf über 500 Partien im Jersey mit dem stilisierten roten C und dem weißen H über dem Brustring.
Price lässt sie bei der Anzahl der Einsätze alle hinter sich. Es dürfte auch nicht mehr lange dauern, bis er bei den gewonnenen Spielen Plante mit dessen 314 Siegen vom Thron stößt.
Dass Price die unbestrittene Nummer 1 in Montreal ist, steht außer Frage, vor allem bei seinem Trainer. Claude Julien war in Glendale voll des Lobes über seinen Schlussmann: "Carey spielt überragend und wenn ein Torwart so gut drauf ist, dann musst du ihn immer und immer wieder bringen."
Noch steht dem sich im besten Torwartalter befindlichen Price eine lange Karriere bevor, in der er weitere Rekorde brechen und Meilensteine für die Frankokanadier aufstellen wird.
Es ist gar nicht einmal so unwahrscheinlich, dass in ferner Zukunft ein Banner mit seiner Nummer 31 unter das Hallendach von Montreals Sportstätte gehievt wird. Am liebsten dürfte es Price sein, wenn dort dann bereits eines mit der Jahreszahl des 25. Titelgewinns der Canadiens hängen würde.