Die unerwartet deutliche 2:6-Niederlage in Spiel 3 des Stanley Cup Finales 2022 am Montag gegen die Tampa Bay Lightning war mit Sicherheit nicht das, was sich die Beteiligten im Lager der Colorado Avalanche im Vorfeld des ersten Auswärtsspiels in Florida ausgemalt hatten. Dies zeigten die Reaktionen der Beteiligten schon unmittelbar nach der Schlusssirene, als sie die erste Niederlage, nach zuvor acht Siegen auf fremden Eis in direkter Folge, offenbar relativ unbeeindruckt zurückließ. Diesen zumindest nach außen deutlich demonstriertem Eindruck bestätigten sie nach dem freiwilligen Training in Tampa am Dienstag unisono.
Zur Panik besteht im Lager der Gäste schließlich gar kein Grund. Immerhin führen Avalanche in der Best-of-7-Serie nach den beiden Heimsiegen gegen den Titelverteidiger zum Auftakt des Kräftemessens nach dem Rückschlag in der Amalie Arena nach Erfolgen mit 2:1 und haben schon am Mittwoch (8 p.m. ET; NHL.tv, Sky Sport, ProSieben MAXX, Puls24, MySports; Do. 2 Uhr MESZ) in Spiel 4 die Gelegenheit, durch einen erfolgreicheren Auftritt in der Fremde eine dominierende 3:1-Serienführung herauszuspielen. Und die wäre vor der Rückkehr nach Denver zu Spiel 5 am Freitag eine ideale Ausgangsposition, um vor den eigenen Fans den Stanley Cup in die Höhe recken zu können. Es wäre die erste Meisterschaft für das Franchise seit 2001. Und dieser Gedanke dient derzeit allen im Team als die große Triebfeder und Motivation.
Coach Jared Bednar zeigte sich am Dienstag wenig unzufrieden mit dem Spiel seiner Schützlinge am Abend zuvor: "Wir haben gar nicht wirklich schlecht gespielt, hatten durchaus unsere Möglichkeiten und gute Phasen im Spiel. Aber unsere Leistung war eben nicht gut genug", lautete sein kurzes Fazit.
Der Trainer nutzte den erlittenen Rückschlag dazu, die erforderliche Motivation für die kommenden Aufgabe in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen zu stellen: "Ich bin mir sicher, dass die Jungs den Weckruf verstanden haben und sich im nächsten Spiel wieder ganz anders präsentieren werden. Wir haben schon in der Serie gegen die St. Louis Blues Erfahrungen mit Rückschlägen machen müssen und dort gezeigt, dass wir entsprechend gut auf einen Nackenschlag reagieren können."
Positiv gestimmt präsentierte sich am Dienstag auch Verteidiger Erik Johnson. Der 34-jährige Verteidiger erinnerte sich an viele gute Ansätze seiner Mannschaft in Spiel 3, die ihn laut eigener Aussage unverändert positiv gestimmt in die kommenden Herausforderungen gehen lassen. "Wir glauben weiterhin alle fest an uns. Das Spiel am Montag war in meinen Augen auch gar nicht so schlecht, wie das Ergebnis aussieht. Wir hatten in den 60 Minuten einige unglückliche Situationen, die uns am Ende die Chance auf den Sieg genommen haben. Aber wir führen die Serie ja noch immer an. Das ist es, was am Ende zählt", meinte er trotzig.
Johnson gab sich weiterhin für den Fortgang der Dinge optimistisch: "Man musste doch mit einer Reaktion von ihnen rechnen. Das wirft uns jetzt also bestimmt nicht direkt um. Mit etwas mehr Glück hätten wir das Spiel auch für uns entscheiden können. Wir haken das jetzt am besten ganz schnell ab und gucken nach vorne auf das Spiel 4. Wenn wir dann wieder voll konzentriert auftreten, bin ich mir sicher, dass wir dann auch wieder erfolgreicher sein werden."
Ein Optimismus, den Stürmer Artturi Lehkonen so teilte. "Wir konzentrieren uns aktuell gänzlich auf unseren Spielplan. Auch im Spiel gestern war viel Gutes dabei, auf das wir am Mittwoch mit Sicherheit aufbauen können", meinte er.
Insgesamt wirkten alle Avalanche am Tag nach dem überraschend deutlich ausgefallenen Rückschlagdemonstrativ gelassen, was auch Lehkonen noch einmal für die Öffentlichkeit in die Mikrofone der Reporter diktierte und in aller Klarheit so formulierte: "Wir können es ja jetzt eh nicht mehr ändern. Unser ganzer Fokus gilt daher dem kommenden Spiel am Mittwoch. Wir wollen Morgen unbedingt den nächsten Sieg herausspielen und mit einen Auswärtssieg und einer 3:1-Serienführtung im Gepäck die Heimreise zurück nach Colorado antreten." Und er stellte klar: "Das wäre für uns dann eine wirklich gute Ausgangslage."
Optimistisch gab sich Bednar in Bezug auf eine mögliche, baldige Rückkehr von Stürmer Nazem Kadri, der seit dem 4. Juni nicht mehr in einen Playoff-Spiel mitwirken konnte. "Er macht einige gute Fortschritte", deutete der Coach zumindest vage eine nahende Rückkehr des Centers auf das Eis an.
Wer in Spiel 4 am Mittwoch das Tor der Avalanche hüten wird, der nach dem fünften Gegentor im zweiten Drittel am Montag vorzeitig vom Eis geholte Stammkeeper Darcy Kuemper, oder aber der bisherige Backup Pavel Francouz, das ließ der Coach am Tag vor dem nächsten Duell gegen die Lightning bewusst noch offen. "Es ist eine Möglichkeit", lautete die kurze, ausweichende Antwort mit einem Lächeln auf den Lippen auf die ihm gestellte Frage, ob man davon ausgehen könne, dass Kuemper weiterhin die erste Wahl sein werde.